Das Doce-Pares-Eskrima-Multistyle-System ist eine moderne philippinische Kampfkunst, in der viele verschiedene Techniken und taktische Elemente zu einem Stil mit und ohne Waffen zusammengefasst wurden. Das Doce Pares verbreitet sich rasant und erfreut sich inzwischen weltweit großer Beliebtheit.
Im Jahre 1932 wurde der Doce Pares Club von mehreren philippinischen Kampfkunstmeistern unter Leitung des Großmeisters Eulogio „Yoling“ Cañete in Cebu gegründet, weiter geführt und verbreitet von dessen Sohn, Dionisio „Diony“ Cañete, der auch dem damals üblichen Todeskämpfen, durch das von ihm entwickelte Vollkontakt- Stockkampf-System, ein Ende bereitete.
Am 01.07.2006 erfolgte die Gründung des deutschen Dachverbandes „Doce Pares Eskrima Organisation e.V.“, welcher direkt Dionisio „Diony“ Cañete auf den Philippinen unterstellt ist.
Trainingsinhalte des Doce Pares Eskrima
Neben der waffenlosen Selbstverteidigung, werden Techniken mit:
- einem oder zwei Rattanstöcken
- Messer
- Schwert und Messer
- Palm-Stick
- Langstock
geübt.
Seit dem 01.07.2006 wird beim TVC das traditionelle „Doce Pares Eskrima“, wie es auch auf den Philippinen durch Großmeister „Dionysio Canete“ gelehrt wird, unterrichtet. Die TVC Eskrima Gruppe gehört dem Großverband „Doce Pares Eskrima Organisation e.V.“ an.
Training
Ein Doce Pares Training dauert in der Regel 90 Minuten. Beim Training wird meistens ein spezieller Trainingsanzug getragen, wie in anderen Kampfsportdisziplinen auch. Jedoch ist das Tragen dieses Anzugs nicht starr geregelt, so dass, besonders bei den unteren Graduierungen, auch in lockerer Trainingskleidung trainiert werden kann.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kampfsportarten, bei denen meist ein weißer Anzug getragen wird, trägt man im Doce Pares einen schwarzen Anzug mit roten Streifen, bestehend aus einer Hose und einer Jacke. Statt der Jacke kann auch ein das Doce Pares T-Shirt getragen werden.
Es gibt zwar ein Gurtsystem, das ähnlich ist, wie beim Karate, jedoch werden im Doce Pares keine Farbgürtel als solche getragen. Der Gürtel ist, wie der Anzug schwarz, obwohl der Einsteiger „Weisgurtträger“ ist. Die Gürtelfarbe wird lediglich durch einen kleinen farbigen Aufnäher am Gürtel gekennzeichnet.
Der schwarze Kampfanzug wird von den Schülergraden getragen, für Meistergrade (ab dem 1. Dan) gibt es rote Anzüge.
Eine spezielle Schutzausrüstung ist nicht erforderlich, da in einem normalen Training nicht auf Vollkontakt trainiert wird. Für das Wettkampftraining gibt es eine spezielle Schutzausrüstung. Eine solche Ausrüstung besteht aus Kopfschutz mit Gesichtsgitter, einer gepolsterten Weste, sowie Armschutz und Handschuhen.
Techniken
Einzelstock
Das Eskrimatraining beginnt meist mit einem einzelnen Stock. Die starke Hand hält den Stock, normalerweise einen Rattanstock, der ca. 75 Zentimeter lang und 2 Zentimeter dick ist, und als primäre Angriffswaffe dient. Die leere Hand wird hauptsächlich zur Verteidigung und zur Kontrolle der gegnerischen Waffenhand gebraucht. Die meisten dieser Techniken ähneln den Espada (Schwert) Techniken. Wirbeltechniken (Amarra) werden gelehrt, um die Handgelenke und die Koordination zu stärken. Dies wiederum verstärkt die Schlagkraft und ermöglicht schnelle Bewegungen des Handgelenks in der Nahdistanz. Solo Olisi (Einzelstock) Techniken werden sowohl im Distanzkampf (Largo), als auch in der Halbdistanz (Media) und im Nahkampf (Corto) gebraucht. Der Largo-Bereich (auch Largo Mano genannt) zeichnet sich durch ausweichende Beinarbeit und schnelle Schlagserien zur gegnerischen Waffenhand aus. Der Media-Bereich (auch Sumbrada genannt) gebraucht Kontrolltechniken der gegnerischen Waffenhand mit gleichzeitigem Gegenangriff. Tapi Tapi, das hoch entwickelte Trapping- und Kontrollsystem wird gelehrt, um diese Fähigkeiten zu trainieren. Der Corto-Bereich betont kreisförmige Angriffe und den ständigen Wechsel des Angriffswinkels um die gegnerische Verteidigung herum.Eine der elementarsten Solo Olisi-Übungen ist das ABCdario, ein umfassendes Übungssystem, dessen sieben Niveaus so ausgelegt sind, dass sie die Beweglichkeit aus allen Winkeln, die Kontrolle des Gegners und Gegenangriffe in allen drei Distanzen trainiert. Darüber hinaus werden zahlreiche Entwaffnungen gelehrt.
Doppelstock
Beide Hände halten jeweils einen Stock. Die Stöcke werden sowohl für Angriff als auch Verteidigung gebraucht. Häufig ist in dieser Kampfart eine lange Distanz zwischen den Gegnern, was sich durch die verschiedenen Kontrolltechniken, die in dieser Distanz zur Verfügung stehen, ergibt. Eine große Auswahl an Schlag- und Wirbeltechniken wird gelehrt, um Schlagkraft und Koordination zu entwickeln. Diese Fähigkeiten werden auch durch mehrere Partnerübungen gefördert, welche als Pinki Pinki oder Sinawali bekannt sind. Die durch das Doppelstocktraining erworbenen Fähigkeiten werden auch in anderen Kampfarten eingesetzt, wie dem waffenlosen Kampf (Mano Mano) oder in Kombinationen aus Einzelstock und Handkontrolle sowie beim gleichzeitigen Stock-und Messerkampf (Espada y Daga).
Stock und Messer
Espada y Daga, auch Punta y Daga oder Olisi y Baraw genannt, ist einer der kompliziertesten und am weitesten entwickelten Teile des Eskrima. Die starke Hand hält einen Stock oder eine lange Klingenwaffe und hat die primäre Angriffsfunktion. Die schwache Hand hält das Messer und wird sowohl für Angriff (Stich und Schnitt) als auch Verteidigung (Abwehr, Handkontrolle, Hebel) eingesetzt. Das Training beginnt mit Übungen, die die Koordination der beiden Waffen bei den Schlag- und Kontrolltechniken lehren. Später kommen Beinarbeit und der richtige Körpereinsatz hinzu. Im weiteren Verlauf werden Übungen mit Mehrfachangriffen (normalerweise ein Angriff mit der langen Waffe, gefolgt durch die kurze Waffe) hinzugefügt. Nach einfachen Abwehrtechniken weicht man sofort aus, um nicht zwischen die beiden Waffen des Gegners zu geraten . Zum Schluss kommen die komplizierten Espada y Daga-Hebel und Würfe hinzu.
Waffenloser Kampf
Man sagt, dass in den philippinischen Kampfkünsten die Waffe lediglich eine Ergänzung der leeren Hand ist. Viele Techniken bleiben praktisch gleich, egal ob sie mit oder ohne Waffe ausgeführt werden. Viele waffenlose Techniken kommen aus dem Espada y Daga. Fast alle Körperteile können als Waffe eingesetzt werden und daher umfasst der waffenlose Kampf Fauststöße und Tritte, Ellenbogen-und Knietechniken, Kopfstöße usw. Hebel und Würfe werden ebenfalls eingesetzt. Das Doce Pares Mano Mano enthält eine spezielle Tapi Tapi Übung, die Kaw-it genannt wird. Dies bedeutet, dass die gegnerische Angriffshand mit nur wenigen Fingern oder sogar nur mit einem Finger kontrolliert wird, während man gleichzeitig selbst angreift. Diese Kontrolltechniken werden sowohl im Kampf mit Waffen als auch im waffenlosen Kampf angewandt und werden auch dazu genutzt, um den Rhythmus des Gegners zu unterbrechen.
Philippinischer Bodenkampf
Der Dumog ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Eskrima-Trainings. Eine Vielzahl von Hebeln, Würfen und Zwangsgriffen, die sowohl mit als auch ohne Waffe eingesetzt werden können, werden gelehrt. In den traditionellen philippinischen Kampfkünsten war der Ringkampf nicht so stark entwickelt wie heute, weil früher oft zum Messer gegriffen wurde. In diesen Fällen kam es also erst gar nicht zum Bodenkampf. Heute ist das anders und das Dumog ist ein hochentwickelter und differenzierter Teil des Eskrimatrainings.
Messer
Der Messerkampf ist in den philippinischen Kampfkünsten stark vertreten. Dafür gibt es eine logische Erklärung. Eskrima wurde ursprünglich auf dem Schlachtfeld entwickelt und enthält darum einige sehr realistische Aspekte. Dies ist auch der Grund für den hoch entwickelten Messerkampf, denn schließlich ist es immer besser, sich mit einer Waffe zu verteidigen, wenn man unerwartet angegriffen wird. Das Training beginnt mit Abwehrtechniken gegen verschiedene Messerangriffe. Viele Block-und Abwehrtechniken werden auf vier Arten trainiert: einfaches, doppeltes und mehrfaches Stechen und Schneiden. Die Gegenangriffe werden immer gleichzeitig ausgeführt. Ausgefeiltere Abwehrtechniken enthalten auch Hebel, Entwaffnungen und Handkontrolle sowie das Umleiten der gegnerischen Waffe. Das fortgeschrittene Training besteht aus einer Vielzahl von Abwehr-, Angriffs- und Gegenangriffstechniken in den verschiedensten Kombinationen und mit ständiger Handkontrolle und Umleiten der gegnerischen Angriffshand, wobei beide Gegner mit dem Messer bewaffnet sind.